Briefwahlstationen bei “Rock am Ring” und “Rock im Park”, Influencer:innen, die in den Sozialen Netzwerken zum Wählen aufrufen. Mit solchen Kampagnen will das EU-Parlament vor der Europawahl von 6. bis 9. Juni vor allem junge Menschen erreichen.
71 Prozent der Deutschen im Alter zwischen 15 und 24 sehen laut Eurostat-Umfrage die Zukunft der EU positiv. Die hohe Wahlbeteiligung bei der letzten Europawahl 2019 ist nach Angaben des Europäischen Parlaments vor allem auf den starken Anstieg der Wählenden unter 25 Jahren zurückzuführen. Doch Europa insgesamt altert. Gibt es überhaupt Regionen, in denen junge Wähler:innen in der Mehrheit sind?
Bis zum Alter von 29 Jahren gilt man nach der Definition der EU als jung. Trotzdem reichten sie nicht, um in Regionen Europas eine relevante Mehrheit bilden zu können. Demografische Daten zum Alter der Europäer von Eurostat zeigen zwar, dass es einige Regionen mit vielen jungen Menschen gibt – zum Beispiel in Wien oder der Region Groningen in den Niederlanden. Vergleicht man sie aber mit anderen Altersgruppen, sieht man: Die Gruppe der Erstwähler bis 29 bleibt im Vergleich zu den 60- bis 69-Jährigen eher klein.
Während bei der kommenden Wahl in Deutschland, Österreich, Belgien und Malta ab 16 und in Griechenland ab 17 Jahren gewählt wird, dürfen in den restlichen 22 EU-Ländern erst Menschen ab 18 aufwärts wählen.
Das Durchschnittsalter der EU-Bürger liegt bei 44,4 Jahren. Schauen wir uns die Altersverteilung unter und über dem Durchschnitt an, verändert sich das Bild ein wenig. Nun bilden zum Beispiel in Brüssel oder Zypern Menschen unter 45 die Mehrheit. Die Regionen könnten nun also als “jung” gelten. Trotzdem gibt es noch viele, in denen die alten Einwohner überwiegen.
In urbanen Regionen mit vielen Einwohnern leben mehr junge Menschen. Das wird auf der Karte sehr deutlich sichtbar. Das heißt allerdings nicht, dass die dort Lebenden auch zur Wahl gehen.
Auch wenn es 2019 in dieser Gruppe den größten Zuwachs bei der Wahlbeteiligung gab, so ist die Wahlbeteiligung bei jungen Menschen tendenziell geringer. So lag in Deutschland die Wahlbeteiligung bei den bis 29-Jährigen zwischen 54 und 56 Prozent. Bei den über 60-jährigens lag sie bei rund 65 Prozent.
Hinzu kommt, dass die Karten keine Wahlberechtigten zeigen, sondern Einwohner. Wir haben zwar je nach Wahlalter in einem Land die Menschen rausgerechnet, die noch nicht wählenn dürfen. Trotzdem sind nicht alle davon EU-Staatsbürger und dürfen wählen. Die Zahl der jungen Wahlberechtigten dürfte also an vielen Orten noch etwas geringer sein.
Trotzdem verdeutlicht ein Blick auf die Demografie, wer in Europa die Macht haben könnte. Um bei der Europawahl eine Rolle zu spielen, müssten sich Generationen verbünden – Gen Z und Millennials zum Beispiel. Gemeinsam übertrumpfen die Altersgruppen der Erstwählenden aufwärts bis zu den 43-Jährigen die Boomer-Generation der 60 bis 78-jährigen in vielen Regionen – und auch gesamt in der EU.
In der gesamten EU machen diese beiden Gruppen 32 Prozent der gesamten Bevölkerung aus, die Boomer sind immerhin 21 Prozent. Der Rest der Bevölkerung fällt nicht in diese drei Generationen, ist entweder zu jung zu wählen, zwischen 43 und 60 oder über 78 Jahre alt.
Wer davon zur Wahl geht und welche Parteien von allen drei Generationen gewählt werden, ist kaum vorherzusagen. Gerade bei den jungen Wahlberechtigten ist Studien zufolge ein großer Teil unentschlossen, wem er oder sie eine Stimme geben soll.