Oft ist es laut, die Luft ist dreckig und sattes Grün ist eher besprühten Fassaden zu finden als in einem Park. Wie sehr Lärm und Luftverschmutzungen die Gesundheit beeinträchtigen können, zeigen unzählige Studien. Doch auch Grünflächen können zu einem gesünderen Leben beitragen.
Lärm, saubere Luft und grüne Parks sind nicht gerecht verteilt. Gerade ärmere Kieze mit niedrigerem sozialem Status sind oft stärker belastet als Gegenden mit höherem Status. Das zeigt unter anderem der Umweltgerechtigkeitsatlas 2021/22, der auch die Grundlage der Karte oben bildet.
Anhand verschiedener Faktoren hat die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (UMVK) erforscht, inwieweit Umweltbelastungen und soziale Lage miteinander zusammenhängen. Dafür wurde untersucht, wie laut es in einem Kiez ist und berechnet, wie gut die Luft ist. Auch ob Bewohner:innen besonders stark „thermisch“ belastet sind – etwa bei Hitzewellen wie im Sommer 2022 – wird erhoben.
Grünflächen verringern zumeist alle diese Belastungen und erhöhen deshalb die Lebensqualität. Deshalb ist die Zielsetzung der UMVK, dass alle in Berlin in maximal 15 Minuten zu einem Park laufen können.
Bezogen auf die kleinsten städtischen Planungsräume, sogenannte „lebensweltlich orientierte Räume“, zeigen die verschiedenen Karten an, wie stark die 542 Kieze belastet sind. Für jeden Umweltfaktor gibt es eine separate Karte, in der man seine eigene Adresse eingeben und sich anschauen kann, wie gesund der eigene Kiez ist. Die Adresseingaben werden nicht von uns gespeichert oder mit Userdaten verknüpft.
Bei einem Online-Spaziergang durch die Stadt zeigen sich aber auch die größeren Zusammenhänge. Innerhalb des S-Bahn Rings etwa ist die Luft eher schlecht. Unter Hitze leiden jedoch auch äußere Gebiete, wie Marzahn, wenn sie besonders stark zubetoniert sind. Wie grün es in und um Berlin ist, zeigt eine noch detailliertere Karte, mit Wäldern, städtischen Parks oder nur freien Flächen.
Grundlage für den sozialen Status ist das Monitoring Soziale Stadtentwicklung (MSS) von 2021. Die Höhe der Arbeitslosigkeit, Empfang von Transferleistungen und Kinderarmut sind die Indikatoren, die zusammen den sozialen Status in einem Kiez bestimmen. Der soziale Status lässt sich parallel zu den Umweltbelastungen einstellen. So lässt sich zum Beispiel erkunden, wie gut sozial besser Gestellte mit Grünflächen versorgt sind und wo sie wohnen.
Viele der stark belasteten Räume liegen innerhalb des S-Bahn Rings – und haben zugleich einen niedrigen sozialen Status. Deren Bewohner:innen leben an Hauptverkehrsstraßen in dicht besiedelten Kiezen, mit wenig Zugang zu Grünflächen. Die vier Kieze mit vierfacher und damit besonders hoher Belastung in allen Kenngrößen liegen in Mitte (Unter den Linden), in der Schwedenstraße im Wedding, in der Glasgower Straße in Neukölln und in der Königin-Elisabeth-Straße in Charlottenburg-Wilmersdorf. Umgekehrt wohnen in Gegenden ohne starke Belastungen vermehrt Leute mit höherem sozialem Status.
Der Atlas hat jedoch seine Grenzen. Ein Planungsraum kann zum Teil unterschiedliche Belastungen aufweisen: Für jeden Raum steht ein Mittelwert, hinter dem sich dennoch Ungleichheiten verbergen können, wie die Senatsverwaltung schreibt. Zum Beispiel der Kiez um den Leopoldplatz in Wedding. Der Karte zufolge weist die Gegend eine geringe Lärmbelastung auf. In den vielen Seitenstraßen mag es ruhig sein, doch die Personen, die direkt an der vielbefahrenen See- und Müllerstraße wohnen, dürften das anders sehen.
Die Datensätze des Umweltgerechtigkeitsatlas speisen sich aus unterschiedlichen Datensätzen aus verschiedenen Jahren (siehe Quelle), da der Senat UMVK die jeweiligen Indikatoren in unterschiedlichen Perioden erhebt. Je mehr dieser Daten miteinander in Verbindung gebracht werden, desto schwieriger wird der Vergleich, wie der Senat in den Grenzen der Methodik erläutert. Dennoch sei der Atlas aussagekräftig genug, um auf die größeren Zusammenhänge hinzuweisen.