Die Grünen konnten dieses Jahr noch mehr Gemeinden für sich entscheiden als in der Landtagswahl 2016. In der Karte sehen Sie die Wahlergebnisse je Gemeinde. Sie können außerdem alle historischen Landtagswahlergebnisse seit 1992 erkunden, indem Sie umschalten.
Die Wahlbeteiligung in diesem Jahr fiel geringer aus – erste Prognosen schätzen sie auf 62,5 Prozent (70,4 Prozent 2016). Außerdem gab es diesmal besonders viele Briefwähler:innen – 50 Prozent laut erster Hochrechungen. Diese Stimmen werden nicht alle so ausgezählt, dass sie eindeutig einer Gemeinde zuzuordnen sind. Die Briefwahlstimmen kleinerer Gemeinden würden zum Teil beim Kreiswahlleiter ausgezählt und seien dann nicht im Gemeindeergebnis enthalten, heißt es vom Statistischen Landesamt in Baden-Württemberg. So könne in einigen Fällen die Briefwahl kleinerer Gemeinden auch im Ergebnis einer größeren Nachbargemeinde enthalten sein. Wie stark sich dieser Effekt auswirken wird, ist noch schwer abschätzbar.
Nach Tagesspiegel-Anfrage beim Statistischen Landesamt sollten sich die Effekte aber in Grenzen halten. Da man mit einem hohen Briefwahlanteil gerechnet habe, hätten viele Gemeinden reagiert und Ihre Briefwahlbezirke neu zugeschnitten.
Während die Grünen nochmals Stimmen dazugewonnen haben, verlieren CDU und SPD noch weiter. FDP, Linke und Freie Wähler konnten jeweils leicht dazugewinnen.
Sowohl die Fortsetzung der grün-schwarzen Koalition als auch eine Ampel-Koalition wären möglich, wie sie in Rheinland-Pfalz derzeit besteht. Auch dort wurde heute gewählt (alle Wahlergebnisse live gibt es hier).
Anders als in anderen Bundesländern haben Wähler:innen in Baden-Württemberg nur eine Stimme bei der Landtagswahl. Mit dieser Stimme wählen sie sowohl den Direktkandidat:innen des Wahlkreises als auch die Partei. Aus jedem der siebzig Wahlkreise ziehen so die Kandidat:innen mit den meisten Stimmen per Direktmandat in den Landtag ein. Für die Verteilung der restlichen 50 Sitze ist das Wahlergebnis der Partei entscheidend.
Seit zehn Jahren sind Winfried Kretschmann und seine Grünen in Baden-Württemberg an der Macht. Angesichts deutschlandweit steigender Umfragewerte wird der Wahl im Superwahljahr 2021 besondere Bedeutung zugemessen.
Das war mal anders. Lange war Deutschlands drittgrößtes Bundesland fest in der Hand der CDU. Als Kretschmann vor zehn Jahren Ministerpräsident wurde, war das in doppelter Hinsicht historisch: Zum ersten Mal seit 1953 stellte die CDU in Baden-Württemberg nicht den Regierungschef. Außerdem wurde Winfried Kretschmann der erste grüne Ministerpräsident in der Geschichte der Bundesrepublik. Vor seinem Amtsantritt hatte die CDU 15 Jahre lang in einer schwarz-gelben Koalition mit der FDP das Land regiert.
Der Aufstieg der Grünen begann Anfang der 2000er in einigen städtischen Hochburgen, wie auch die Karte oben zeigt: 2002 wählten die Menschen in Freiburg erstmals einen Grünen zu ihrem Oberbürgermeister. Fünf Jahre später folgte Tübingen, wo 2007 Boris Palmer Oberbürgermeister wurde. Bei der Landtagswahl 2006 hatten die Grünen dort zum ersten Mal die meisten Stimmen geholt.
2011 dann färbte sich die politische Landschaft immer grüner, die Partei wurde in vielen Gemeinden stärkste Kraft, vor allem in den Städten erhielt die Partei meist über 30 Prozent – in Freiburg sogar 43,8 Prozent. Kurz nachdem sich im japanischen Fukushima eine Naturkatastrophe ereignet hatte, wurde mit Kretschmann mit 24,2 Prozent der Stimmen erstmal ein Grüner Landeschef– in einer Regierungskoalition mit der SPD (23,1 Prozent).
2016 wurden die Grünen dann mit 30,3 Prozent der Stimmen stärkste Kraft – in der Gemeinde Böllen im Schwarzwald kamen sie sogar auf 49,1 Prozent. Die CDU verlor 12 Prozent der Stimmen, wurde aber mit 27 Prozent die Juniorpartnerin der Koalition.
Früher an der Regierung beteiligt, bangte die FDP 2011 um den Einzug ins Landesparlament. 2016 ging es wieder bergauf für die Liberalen, die bei der Wahl 2001 noch den Zusatz DVP trug. Anfang der 1950er hatte sich der Landesverband der Liberalen aus deinem Zusammenschluss der Demokratischen Volkspartei (DVP) von Württemberg-Baden und des FDP-Landesverbands in Baden gegründet. Heute trägt nur die Landtagsfraktion noch den Zusatz DVP.
Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren wurde erstmals die AfD ins baden-württembergische Parlament gewählt – und direkt stärkste Oppositionspartei. Diesen Status verlor die Partei allerdings nach mehreren Fraktionsaustritten. Den aktuellen Umfragen zufolge könnten die Rechten dieses Mal wieder stärkste Oppositionskraft werden – und wesentlich die Koalitionsmöglichkeiten beschränken. Regieren möchte mit der AfD keine der erfolgreichen Parteien.
Historische Umfragen zeigen, wie sich die Kräfteverhältnisse im Ländle im Laufe der Zeit änderten. Den Trend der Sonntagsumfragen zu den jeweiligen Landtagswahlen in Baden-Württemberg können Sie sich hier im Zeitverlauf anschauen:
Im Superwahljahr wird die Landtagswahl in Baden-Württemberg Signalwirkung für die Bundestagswahl haben – und für den Erfolg der Bundes-Grünen. Denn nicht nur im Ländle liebäugeln einige Grüne mit einer schwarz-grünen Koalition im Bund.