Keine Partei regiert allein. Das gilt in der deutschen Demokratie, auch in Berlin. Dort wird am 12. Februar zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren ein Abgeordnetenhaus gewählt. Ob die aktuelle rot-grün-rote Koalition nach der Wahl bestehen bleibt, ist nicht garantiert, vor allem aber hängt es natürlich vom Wahlergebnis ab. Welche Mehrheiten sind möglich?
Die Grafiken zeigen, welche Koalitionen der aktuellsten Umfrage zur Berliner Abgeordnetenhauswahl 2023 zufolge rechnerisch möglich wären. Die Berechnung erfolgt nach dem sogenannten “Hare/Niemeyer-Verfahren”, das auch nach der tatsächlichen Berliner Wahl angewandt wird.
Rechnerisch gibt es viele mögliche Koalitionen – manche sind allerdings politisch wahrscheinlicher als andere. Die einzelnen Parteien müssen schließlich nicht nur gemeinsam mehr als 50 Prozent der Sitze innehaben. Eine Koalition mit der rechtsnationalen AfD etwa schließen bisher alle Berliner Abgeordnetenhaus-Parteiverbände aus.
Offiziell sondiert wird erst nach der Wahl. Aber schon im Wahlkampf treffen die antretenden Parteien Aussagen über mögliche Bündnisse und verhandeln darum, welche inhaltlichen Ziele mögliche Partner auf jeden Fall respektieren müssen. Eine schwarz-grün-gelbe Koalition wird rechnerisch wohl möglich sein, ist aber unwahrscheinlicher geworden. Die Grünen schlossen kürzlich faktisch eine Koalition mit der CDU aus. Eine „progressive Koalition“ sei mit den Christdemokraten nicht möglich, sagte Spitzenkandidatin Bettina Jarasch.
Ihre Aussage war die Reaktion auf das Verhalten der CDU im Zuge der Silvesterrandale in Berlin. Die Fraktion reichte einen Fragenkatalog ein, in der sie nach den Vornamen der Festgenommenen fragte, wohl um daraus abzulesen, wer einen Migrationshintergrund habe. Jarasch nannte das „CSU-Stammtischparolen“. Im Falle eines Wahlgewinns der Christdemokraten bliebe ihnen noch eine sogenannte Deutschland-Koalition aus CDU, SPD und FDP.
Ob die aktuelle rot-grün-rote Koalition fortbestehen kann und wird – und ob sie von der derzeit Regierende Giffey oder Grünen-Spitzenkandidatin Jarasch Bürgermeisterin angeführt werden wird –, zeigt sich wohl erst in der Wahlnacht. Und zumindest rechnerisch könnte auch eine Ampel-Koalition möglich werden, FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja wünscht sich diese explizit. Aus dem rot-grün-roten Senat würde dann ein rot-grün-gelber.
Klar ist: Die Koalition, die in Berlin am längsten regiert hat, wird es eher nicht mehr geben. Denn ein schwarz-rotes-Bündnis, wie es die Hauptstadt seit 1950 insgesamt 25 Jahre regiert hat, käme aktuell auf keine Mehrheit mehr.