Krieg in der Ukraine:
Aktuelle Karten, Grafiken und Nachrichten zur russischen Invasion

aktualisiert am 08. September, 15:20 Uhr
Eine interaktive Karte, die den aktuellen Verlauf der Front im Ukraine-Krieg zeigt, Regionen, an denen es derzeit starke Angriffe gibt, sowie die von Russland besetzten Gebiete. Über der Karte befindet sich ein Newsblog, der die wichtigsten Geschehnisse des Tages zusammenfasst. Mithilfe eines Sliders lässt sich in der Zeit zurückgehen, sodass man die Entwicklung des Frontverlaufs seit Kriegsbeginn verfolgen kann.

Die Karte gibt einen möglichst aktuellen und sachlichen Überblick der Situation in der Ukraine. Sie zeigt, welche Gebiete russische Streitkräfte oder Separatisten großteils kontrollieren und welche Gebiete die Ukraine weiterhin verteidigen kann oder zurückerobert.

Die Entwicklung der Kämpfe

Genaue Informationen zur tatsächlichen Anzahl von Kämpfen, Beschuss und Schlachten am Boden zu bekommen ist extrem schwer. Die amerikanische Nichtregierungsorganisation ACLED wertet deshalb tausende Berichte zu Konfliktereignissen von verschiedenen ukrainischen und internationalen Quellen aus. Dazu kooperiert die NGO auch mit lokalen Projekten in der Ukraine, die Informationen vor Ort beisteuern. Das sind die letzten verfügbaren Zahlen:

So verändert sich die Zahl der Angriffe
1446
letzte Woche, 1535 in der Vorwoche
250
500
750
1000
1446
2022
2023
2024
Kampfhandlungen beider Seiten pro Woche, Datenstand: 29.8., letzte Aktualisierung: 9.9. Bereits vor dem russischen Einmarsch kam es in den Separatistengebieten zu Angriffen.

Diese Erhebungen enthalten auch Informationen zur Art der Angriffe. Und es ist vermerkt, welche Kriegspartei wen angegriffen hat.

Der Krieg wird vor allem auf Distanz geführt
Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe von russischer und ukrainischer Seite
200
400
600
800
719
200
71
Bodenkämpfe (beider Armeen)
200
400
645
2022
2023
2024
Angriffe nach Kriegspartei und Art, Datenstand: 29.8., letzte Aktualisierung: 9.9. Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe umfassen Ereignisse, in denen ein Ziel aus der Ferne angegriffen wurde. Bodenkämpfe umfassen direkte Zusammenstöße beider Armeen. Bereits vor dem russischen Einmarsch kam es in den Separatistengebieten zu Angriffen.

Live-Newsblog

Alle aktuellen Reaktionen, Entwicklungen und Verhandlungen zur Ukraine-Krise lesen Sie in unserem Nachrichtenblog:

Russland konnte wohl Produktion von Glasfaserdrohnen verdoppeln

Russland hat jüngst offenbar die Produktion von FPV-Drohnen mit Glasfaserkabeln steigern können. Das berichtete die US-amerikanische Denkfabrik „The Institute for the Study of War“ (ISW) am Montag unter Berufung auf Angaben des Direktors des Wissenschafts- und Forschungszentrums „Ushkuynik“, Oleksiy Chadayev. Dem Experten zufolge habe sich die Herstellung solcher Drohnen im Jahr 2025 bereits verdoppelt.

„Russlands weit verbreiteter Einsatz von Glasfaserdrohnen, die gegen ukrainische elektronische Kriegsführung und Störsender resistent sind, hat den russischen Streitkräften wichtige Vorteile auf dem Schlachtfeld verschafft“, berichtet Chadayev. Demnach hätten russische Truppen mithilfe der Drohnen „Präzisionsschläge gegen ukrainische gepanzerte Fahrzeuge, Bodentruppen und elektronische Kriegsführungssysteme“ vornehmen lönnen, heißt es weiter. (Valeriia Semeniuk)

Wegen Russlands Militärmanöver: Polen schließt Grenze zu Belarus - Litauen verstärkt Grenzschutz

Polen schließt ab Donnerstag um Mitternacht seine Grenze zu Belarus. Grund dafür ist das in Belarus zusammen mit Russland geplante Militärmanöver „Sapad“, wie Ministerpräsident Donald Tusk mitteilt.

Auch Litauen reagierte auf das Militärmanöver. Man werde die Schutzmaßnahme zu Belarus und Russland verstärken, teilte der Grenzschutz des baltischen Landes mit. (Reuters)

Finanzminister: Russland muss sich mehr Geld leihen als geplant

Russland muss zur Deckung seines steigenden Haushaltsdefizits in diesem Jahr mehr Schulden aufnehmen als geplant. Finanzminister Anton Siluanow kündigte am Dienstag an, eine Erhöhung der Schulden sei möglich. „Ich möchte gleich sagen, dass dies in einem vernünftigen Rahmen geschehen wird“, sagte Siluanow dem Radiosender RBK. „Es wird keine großen Unwuchten für den Haushalt geben.“

Sein Ressort hatte jüngst die Defizitprognose für dieses Jahr von ursprünglich 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 1,7 Prozent angehoben. Wegen der hohen Militärausgaben für den Krieg in der Ukraine dürfte das Defizit diese Zahl jedoch noch übersteigen. (Reuters)

Finnische Außenministerin gegen Kompromissfrieden in Ukraine

Die finnische Außenministerin Elina Valtonen ist strikt gegen einen „Kompromissfrieden“ für die Ukraine mit Gebietsabtretungen an Russland. „Ein Verzicht auf das Recht der Unversehrbarkeit der Grenzen würde bedeuten, dass wir im Jahr 2025 unsere Wirklichkeit in die Zeit des Zweiten Weltkrieges zurückspulen“ – zurzeit vor der UN-Charta von 1945, warnte Valtonen beim Wirtschaftstag der Botschafterkonferenz im Auswärtigen Amt.

Das hätte kolossale, grausame Folgen für die ganze Welt: Nicht das gemeinsam vereinbarte Regelwerk würde das Zusammensein der Völker regeln, sondern die Skrupellosigkeit des Stärksten“, sagte Valtonen.

Das wäre auf kurze und lange Sicht alles andere als Frieden.

Elina Valtonen

Russland sei nicht zu einer Waffenruhe und noch nicht einmal zu Verhandlungen bereit. „Würde man in Verhandlungen Teile des ukrainischen Gebiets oder ihrer Souveränität opfern, hätten wir doch nicht das Grundproblem gelöst“, sagte die Finnin. „Das Problem Putin wird sich nicht auf Kosten der Ukraine lösen lassen.“ (dpa)

Russische Chefpropagandistin Simonjan spricht von Krankheit

Die russische Fernsehjournalistin Margarita Simonjan, eine der einflussreichsten Moskauer Propagandistinnen, ist nach eigenen Angaben schwer krank. Auf dem Portal X berichtet sie zuletzt, dass sie eine Operation überstanden habe. Am Sonntag hatte sie bei einem Fernsehauftritt erstmals von einer „ernsten, schrecklichen Krankheit“ gesprochen. Sie sei nicht sicher, ob sie jemals wieder im TV zu sehen sein werde. (dpa)

Vor ein paar Stunden bin ich aus der Narkose aufgewacht und esse bereits Schokolade. Das Tippen fällt mir noch etwas schwer. Alles, was jetzt geschieht, liegt in Gottes Hand. Ich werde mein Vertrauen in ihn setzen.

Margarita Simonjan via X

Mindestens 20 Tote bei russischem Angriff in Ost-Ukraine

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat Russland die ländliche Siedlung Jarowa in der Region Donezk massiv mit Raketen angegriffen. Ein brutaler, grausamer russischer Luftangriff (...) direkt auf Menschen, auf normale Zivilisten. Genau in dem Moment, als sie für ihre Rentenzahlung anstanden“, schrieb der Ukrainer am Dienstagmittag via X.

Nach Angaben Selenskyjs sollen bei dem Luftangriff mehr als 20 Menschen getötet worden sein. Der Gouverneur von Donezk, Wadym Filaschkin, berichtete von weiteren 21 Verletzten. Eine russische Stellungnahme liegt zunächst nicht vor. „Es gibt keine Worte dafür. Mein Beileid gilt allen Familien und Angehörigen der Opfer“, so Selenskyj.

Der Präsident forderte Konsequenzen infolge von neuen Sanktionen gegen Russland: „Solche Angriffe dürfen nicht ohne eine angemessene Reaktion der Welt bleiben. (...) Eine Reaktion der Vereinigten Staaten ist erforderlich. Eine Reaktion Europas ist erforderlich. Eine Reaktion der G20 ist erforderlich. Es sind starke Maßnahmen erforderlich, um Russland davon abzuhalten, weiter Tod zu bringen.“ (Tsp)

EU erwartet Rekord bei Militärhilfe für Ukraine

Die europäischen Militärhilfen für die Ukraine werden nach Angaben der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas in diesem Jahr einen Rekordwert erreichen. Mitgliedstaaten der Europäischen Union würden dieses Jahr 25 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, sagte Kallas im Europäischen Parlament. Dies sei mehr als je zuvor.

Den Gesamtwert der seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs geleisteten Finanzhilfen bezifferte Kallas auf 169 Milliarden Euro. Mehr als 63 Milliarden Euro davon seien für militärische Unterstützung gewesen. Kallas betonte, dass die EU auch bei dem Plan vorankomme, für die ukrainischen Streitkräfte in diesem Jahr weitere zwei Millionen Schuss Artilleriemunition zu beschaffen.

Stand heute hätten Mitgliedstaaten bereits 80 Prozent bereitgestellt, Ziel sei es nun, bereits im Oktober auf 100 Prozent zu kommen. Das alles mache man, damit die Ukraine sich gegen Russland verteidigen könne, erklärte Kallas. (AFP)


Unterstützungszahlungen

Ob die Ukraine langfristig eine Chance gegen die übermächtigen russischen Streitkräfte hat, hängt davon ab, wie viel Ausrüstung und finanzielle Unterstützung sie bekommt. Die folgende Grafik gibt einen Überblick, welche Staaten bisher wie viel Unterstützung leisten. Mehr dazu lesen Sie hier.

Internationale Unterstützung für die Ukraine
Bisherige Gesamtsumme zugesagter Hilfen: 387,58 Mrd. €
absolut
pro Kopf
in % des BIP
Direkte bilaterale Hilfen
Hilfen über die EU
Australien
1,01
Österreich
3,7
Belgien
6,01
Bulgarien
0,7
Kanada
12,39
Kroatien
0,75
Zypern
0,18
Tschechien
2,92
Dänemark
12,19
Estland
1,4
Finnland
4,9
Frankreich
26,5
Deutschland
47,95
Griechenland
1,48
Ungarn
1,09
Island
0,075
Irland
2,07
Italien
15,77
Japan
16,84
Lettland
0,79
Litauen
1,42
Luxemburg
0,68
Malta
0,095
Niederlande
15,6
Neuseeland
0,061
Norwegen
14,99
Polen
9,07
Portugal
2,11
Südkorea
3,05
Rumänien
2,1
Slowakei
1,4
Slowenien
0,45
Spanien
12,29
Schweden
13,39
Schweiz
5,76
Türkei
0,071
UK
27,25
USA
118,99 Mrd. €
China
0,0023
Taiwan
0,084
Indien
0,0027
Mehr anzeigen
Die zugesagten Hilfen pro Land umfassen finanzielle, humanitäre und militärische Unterstützung. Die Daten umfassen den Zeitraum vom 24.1.2022 bis zum 28.02.2025.

Folgen des Krieges

Seit der Invasion flüchten Menschen aus der Ukraine in die Nachbarländer. In manchen Ländern suchen bisher besonders viele Menschen Zuflucht:

Wohin Menschen aus der Ukraine fliehen
Geflüchtete gelten als registriert, wenn sie unter dem temporären Schutz eines Drittstaates stehen. Eine Person wird in der Regel nur einmal erfasst. Grenzübertritte sind Übergänge von der Ukraine in einen Nachbarstaat. Eine Person kann hier mehrfach erfasst werden. Alle Daten werden ab dem 24. Februar 2022 erhoben. Ein Punkt repräsentiert 8000 Personen.
Daten: UNHCR

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