Artikel teilen
teilen

Beim Einkauf das Klima zerstören – in Deutschland spottbillig

Wie hoch der ökologische Fußabdruck eines Lebensmittels ist, spielt bei den Preisen im Supermarkt keine Rolle, zeigt unsere Datenanalyse. Mit einfachen Tricks lässt sich aber viel CO₂ einsparen – ohne Mehrausgaben und Verzicht.
Wie hoch der ökologische Fußabdruck eines Lebensmittels ist, spielt bei den Preisen im Supermarkt keine Rolle, zeigt unsere Datenanalyse. Mit einfachen Tricks lässt sich aber viel CO₂ einsparen – ohne Mehrausgaben und Verzicht.

Klimaschutz kostet, etwa bei Heizung und Benzin. Aber gilt das auch für den Supermarkt-Einkauf? 15 Prozent der monatlichen Ausgaben eines durchschnittsdeutschen Haushalts fließen in Lebensmittel. Eine CO₂-Steuer für besonders klimaschädliche Nahrungsmittel gibt es nicht. Dabei unterscheiden sich die Emissionen der Produkte teilweise deutlich. Was kosten klimaschädliche Lebensmittel überhaupt? Ist es möglich, klimafreundlich einzukaufen, ohne mehr Geld auszugeben?

Um das herauszufinden, haben wir die durchschnittlichen Kosten gängiger Lebensmittel ins Verhältnis zu ihren Emissionen gesetzt. Die Idee: mehr Klima-Orientierung im Supermarkt. Wo Verbraucher:innen CO₂ einsparen können, ohne dafür mehr zu bezahlen.

Dazu schauen wir auf den Preis. Die folgende Übersicht zeigt den Preis für ein Kilogramm CO₂ – je nach Lebensmittel. Das beschreibt, wie viel man ausgeben muss, um die Menge eines Lebensmittels zu kaufen, die genau ein Kilogramm CO₂-Äquivalent verursacht. Was die Tabelle zeigt: Der Preis pro Kilogramm CO₂ variiert je nach Lebensmittel extrem. Die Klimafolgen sind die gleichen.

Ein Kilo CO₂, bitte!
Die Grafik zeigt, wie wenig die CO₂-Emissionen beim Preis von Lebensmitteln eine Rolle spielen. Gezeigt wird der Preis für jeweils ein Kilogramm CO₂-Äquivalent, das bei Anbau und Produktion entsteht.
Auswahl
Alle Produkte
Joghurt
0,31 € für ein Kilo CO₂
Vollmilch
0,44 €
Butter
0,47 €
Rindersteak
0,48 €
Weizenmehl
0,80 €
Schweineschnitzel
0,85 €
Hähnchenbrust
1,13 €
Olivenöl
1,62 €
Eier
1,69 €
Champignons
2,29 €
Bananen
2,83 €
Kartoffeln
5,51 €
Strauchtomaten
9,39 €
Äpfel
9,74 €
Kopfsalat
12,07 €
Erdbeeren
23,33 €
Ananas
53,93 €
Milchprodukte & Eier
Fleisch
Pflanzliche Fette
Getreideprodukte
Gemüse
Obst
Grundlage der Preisberechnung sind die durchschnittlichen Verbraucherpreise 2021 (bei Brot und Getreide: 2020), Hülsenfrüchte sind in den Daten nicht enthalten. Die CO₂-Werte sind Durchschnittswerte über das ganze Jahr. Eingeflogene Produkte sind in den Daten nicht enthalten.
Daten: AMI, Eaternity, BVL

Beim Blick auf die Analyse wird schnell klar: Die Klimafolgen spielen beim Preis von Lebensmitteln keine Rolle. Und für Verbraucher:innen ist es schwer, klimafreundlich und günstig einzukaufen.

Denn nicht nur der Preis für ein Kilogramm CO₂ ist je nach Lebensmittel sehr unterschiedlich. Auch die Mengen an Lebensmittel, die man für ein Kilogramm CO₂ bekommt, variieren stark. Bei Joghurt sind das nur 267 Gramm für ein Kilogramm CO₂. Bei Äpfeln sind das 4,5 Kilogramm für ein Kilogramm CO₂. Joghurt ist also klimaschädlicher als Apfel. Aber ist er auch billiger?

Welche Produkte besonders günstig und klimafreundlich sind

Um herauszufinden, welche Produkte trotz Klimafolgen besonders teuer sind, braucht es einen anderen Vergleich. Denn weder Joghurt noch Äpfel noch Kopfsalat und Eier kann man in seiner Ernährung einfach austauschen. Joghurt und Eier liefern Proteine, Äpfel liefern wichtige Vitamine. Kopfsalat Ballaststoffe.

Um Lebensmittel besser vergleichbar zu machen, kann man den Anteil der Emissionen auf eine Portionsgröße umrechnen. Eine Portion deckt ein Drittel des täglichen Nährwertbedarfs – zum Beispiel an Fetten oder Proteinen (mehr zur Methode hier). Erst so lässt sich grob einschätzen, ob es wirklich teurer ist, klimafreundlicher zu essen. Die folgende Grafik ordnet gängige Lebensmittel danach, wie viel sie kosten und wie viel CO₂ sie pro Portion verursachen.

Im Supermarkt günstig das Klima schützen – diese Grafik hilft
Die Grafik zeigt, wie viel CO₂ bestimmte Lebensmittel pro Portion emittieren – im Vergleich zum Preis pro Portion. Produkte links unten sind also vergleichsweise klimafreundlich und günstig, rechts oben sind teure und klimaschädliche zu sehen.
Milchprodukte & Eier
Fleisch
Getreideprodukte
Gemüse
Obst
günstig und
klimaschädlich
teuer und
klimaschädlich
teuer und
klimafreundlich
günstig und
klimafreundlich
Preis pro Portion
CO₂ pro Portion
1€
2€
4€
8€
16€
0,25
0,5
1
2
4
8kg
Rinderbraten
Preis: 2,91 € pro Portion
CO₂: 4,52kg pro Portion
Rinderhack
Preis: 2,00 € pro Portion
CO₂: 2,54kg pro Portion
Rindergulasch
Preis: 3,26 € pro Portion
CO₂: 4,11kg pro Portion
Rindersteak
Rindersteak
Preis: 5,38 € pro Portion
CO₂: 11,30kg pro Portion
Rinderfilet
Preis: 9,51 € pro Portion
CO₂: 16,53kg pro Portion
Schweinekotelett
Preis: 1,73 € pro Portion
CO₂: 2,99kg pro Portion
Schweinebraten
Preis: 1,48 € pro Portion
CO₂: 2,19kg pro Portion
Speck
Preis: 1,54 € pro Portion
CO₂: 0,90kg pro Portion
Schweineschnitzel
Preis: 1,94 € pro Portion
CO₂: 2,28kg pro Portion
Schweinehack
Preis: 1,65 € pro Portion
CO₂: 1,72kg pro Portion
Schweinefilet
Schweinefilet
Preis: 3,12 € pro Portion
CO₂: 6,01kg pro Portion
Kalbsschnitzel
Preis: 6,57 € pro Portion
CO₂: 13,55kg pro Portion
Brathähnchen
Preis: 1,39 € pro Portion
CO₂: 0,89kg pro Portion
Hähnchenbrust
Preis: 2,33 € pro Portion
CO₂: 2,07kg pro Portion
Hähnchenschenkel
Preis: 0,96 € pro Portion
CO₂: 0,82kg pro Portion
Putenschnitzel
Preis: 2,34 € pro Portion
CO₂: 1,27kg pro Portion
Ente
Preis: 0,95 € pro Portion
CO₂: 0,67kg pro Portion
Salami
Preis: 1,78 € pro Portion
CO₂: 1,05kg pro Portion
Lyoner
Preis: 1,56 € pro Portion
CO₂: 1,00kg pro Portion
Rohschinken
Preis: 4,66 € pro Portion
CO₂: 3,60kg pro Portion
Kochschinken
Preis: 3,87 € pro Portion
CO₂: 3,60kg pro Portion
Eier
Preis: 1,27 € pro Portion
CO₂: 0,75kg pro Portion
Äpfel
Preis: 3,15 € pro Portion
CO₂: 0,32kg pro Portion
Birnen
Preis: 3,28 € pro Portion
CO₂: 0,53kg pro Portion
Erdbeeren
Erdbeeren
Preis: 9,87 € pro Portion
CO₂: 0,42kg pro Portion
Trauben
Preis: 3,94 € pro Portion
CO₂: 0,38kg pro Portion
Heidelbeeren
Preis: 12,71 € pro Portion
CO₂: 0,67kg pro Portion
Himbeeren
Preis: 16,45 € pro Portion
CO₂: 0,59kg pro Portion
Pflaumen
Preis: 4,73 € pro Portion
CO₂: 0,47kg pro Portion
Kirschen
Preis: 7,86 € pro Portion
CO₂: 0,67kg pro Portion
Nektarinen
Preis: 4,83 € pro Portion
CO₂: 0,42kg pro Portion
Pfirsiche
Preis: 5,09 € pro Portion
CO₂: 0,70kg pro Portion
Aprikosen
Preis: 5,61 € pro Portion
CO₂: 0,29kg pro Portion
Orangen
Orangen
Preis: 2,43 € pro Portion
CO₂: 0,63kg pro Portion
Mandarinen
Preis: 3,32 € pro Portion
CO₂: 0,58kg pro Portion
Bananen
Preis: 1,16 € pro Portion
CO₂: 0,41kg pro Portion
Ananas
Preis: 22,44 € pro Portion
CO₂: 0,42kg pro Portion
Zitronen
Preis: 4,26 € pro Portion
CO₂: 1,00kg pro Portion
Grapefruits
Preis: 5,51 € pro Portion
CO₂: 0,55kg pro Portion
Wassermelone
Preis: 1,75 € pro Portion
CO₂: 0,46kg pro Portion
Zuckermelonen
Preis: 3,35 € pro Portion
CO₂: 0,41kg pro Portion
Avocados
Preis: 2,04 € pro Portion
CO₂: 0,46kg pro Portion
Kiwi
Preis: 7,60 € pro Portion
CO₂: 0,82kg pro Portion
Kopfsalat
Preis: 6,64 € pro Portion
CO₂: 0,55kg pro Portion
Eisbergsalat
Preis: 2,76 € pro Portion
CO₂: 0,50kg pro Portion
Feldsalat
Preis: 13,33 € pro Portion
CO₂: 0,42kg pro Portion
Chicorée
Preis: 7,12 € pro Portion
CO₂: 0,45kg pro Portion
Spargel
Spargel
Preis: 10,10 € pro Portion
CO₂: 1,07kg pro Portion
Gurken
Preis: 2,56 € pro Portion
CO₂: 0,50kg pro Portion
Zucchini
Preis: 3,02 € pro Portion
CO₂: 0,36kg pro Portion
Tomaten
Preis: 4,61 € pro Portion
CO₂: 0,53kg pro Portion
Strauchtomaten
Preis: 4,74 € pro Portion
CO₂: 0,51kg pro Portion
Cherrytomaten
Preis: 7,87 € pro Portion
CO₂: 0,51kg pro Portion
Paprika
Preis: 5,41 € pro Portion
CO₂: 1,03kg pro Portion
Chinakohl
Preis: 2,45 € pro Portion
CO₂: 0,48kg pro Portion
Kohlrabi
Preis: 3,55 € pro Portion
CO₂: 0,43kg pro Portion
Weißkohl
Preis: 1,12 € pro Portion
CO₂: 0,43kg pro Portion
Blumenkohl
Preis: 2,54 € pro Portion
CO₂: 0,48kg pro Portion
Broccoli
Preis: 2,67 € pro Portion
CO₂: 0,50kg pro Portion
Rosenkohl
Preis: 1,54 € pro Portion
CO₂: 0,57kg pro Portion
Karotten
Karotten
Preis: 1,81 € pro Portion
CO₂: 0,29kg pro Portion
Lauch
Preis: 3,11 € pro Portion
CO₂: 0,51kg pro Portion
Zwiebeln
Preis: 1,88 € pro Portion
CO₂: 0,55kg pro Portion
Champignons
5,37€ 2,34kg CO₂
Champignons
Preis: 5,37 € pro Portion
CO₂: 2,34kg pro Portion
Kartoffeln
Preis: 0,79 € pro Portion
CO₂: 0,14kg pro Portion
Frühkartoffeln
Preis: 1,20 € pro Portion
CO₂: 0,36kg pro Portion
Vollmilch
Vollmilch
Preis: 0,68 € pro Portion
CO₂: 1,55kg pro Portion
Fettarme Milch
Preis: 0,64 € pro Portion
CO₂: 1,60kg pro Portion
Butter
Preis: 0,66 € pro Portion
CO₂: 1,38kg pro Portion
Joghurt
Joghurt
Preis: 0,97 € pro Portion
CO₂: 3,15kg pro Portion
Quark
Preis: 1,36 € pro Portion
CO₂: 1,62kg pro Portion
Sahne
Preis: 0,91 € pro Portion
CO₂: 1,41kg pro Portion
Vollkornbrot
Vollkornbrot
Preis: 0,79 € pro Portion
CO₂: 0,36kg pro Portion
Weizenmischbrot
Preis: 0,80 € pro Portion
CO₂: 0,34kg pro Portion
Eine „Portion“ ist die Menge eines Nahrungsmittel, die ein Drittel des täglichen Nährwertbedards deckt. So lassen sich die Fußabdrücke der Lebensmittel besser vergleichen. Damit sich die teilweise großen Unterschiede abbilden lassen, sind die Skalen logarithmisch.
Daten: AMI, Eaternity, BVL

Die Darstellung eignet sich als Spickzettel für den Supermarkt, mit dem sich CO₂-Spar-Potenziale im eigenen Einkaufsverhalten finden lassen: Wer Hähnchenbrust durch ein pro Portion ebenso günstiges, aber klimafreundlicheres Putenschnitzel ersetzt, hilft der Umwelt ein bisschen. Oder statt Champignons auch mal Paprika in den Salat werfen – ist besser fürs Klima.

Woher kommen die Daten?

Die Daten zu den CO₂-Emissionen der Lebensmittel stammen vom Schweizer Unternehmen Eaternity, das Gastronomen und Firmen dabei berät, ihren ökologischen Fußabdruck zu berechnen. Mehr zu ihrer Methodik findest du in diesem Artikel.

Die Preise der Lebensmittel haben wir von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) erhalten. Im Rahmen des Verbraucherpreisspiegels beobachtet das Marktforschungsunternehmen die Verbraucherpreise von rund 160 Produkten aus konventioneller und ökologischer Erzeugung.

Ein Preissystem aus dem Gleichgewicht

Die Grafik bietet nicht nur Orientierung im Supermarkt. An ihr lässt sich auch grob ablesen, inwiefern Lebensmittelpreise aus Sicht des Klimaschutzes im Ungleichgewicht sind. Denn wo die Grafik rötlich eingefärbt ist, sind Produkte entweder teuer und klimafreundlich oder günstig und klimaschädlich. Gemüse ist tendenziell klimafreundlich, viele Sorten sind aber verhältnismäßig teuer. Fleisch ist tendenziell klimaschädlich, aber eher günstig.

Vor allem Fleisch und Milchprodukte sind überdurchschnittlich klimaschädlich und zumindest in Deutschland zugleich günstig. Die Preise der Discounter, die sich seit Jahren Preiskämpfe liefern, spiegeln die ökologischen Folgen nicht wider. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sprach sich Ende 2021 gegen „Ramschpreise“ von landwirtschaftlichen Produkten in Deutschland aus. Der Preis müsse „die ökologische Wahrheit“ stärker ausdrücken. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern geben deutsche Haushalte besonders wenig für Lebensmittel aus, wie Eurostat-Zahlen zeigen.

In einem Preissystem, das die Klimafolgen von Essen berücksichtigen würde, wären klimaschädliche Produkte teurer als klimafreundliche. In der Grafik lägen dann alle Produkte auf einer imaginären geraden Linie von links unten nach rechts oben. Generell ist die Grafik nur als Orientierung zu verstehen. Was sie aber zeigt: Wer auf günstige Lebensmittel angewiesen ist und das Klima im Supermarkt schützen will, muss sich vor allem bei der Obst- und Gemüseauswahl einschränken. Außerdem sollte man weitgehend auf tierische Produkte verzichten – die sind zwar günstig, dafür aber sehr klimaschädlich.

In diesem Video erfährt Daeng Khamlao, wie man international und dennoch klimafreundlich kochen kann.

Um die Umweltfolgen von Essen einzukalkulieren, fordern einige Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen eine CO₂-Steuer auf Lebensmittel oder für die Landwirtschaft. Wissenschaftler der Universität Augsburg haben 2020 berechnet, wie sich Preise verändern könnten, wenn man die von ihnen verursachten Umweltschäden berücksichtigen würde. Milch würde sich ihrem Modell zufolge um 122 Prozent verteuern. Der Preis für Fleisch aus konventioneller Landwirtschaft würde sogar um 173 Prozent steigen, der für Biofleisch um 126. Milchprodukte würden zu Luxusprodukten – weil sie eben schlecht für Umwelt und Klima sind.

Nicht alle Tomaten sind gleich

Luxus ist es auch, Tomaten von weither zu importieren oder im Winter im Gewächshaus zu züchten. Die Klimabilanz einer importierten Tomate oder einer, die im Gewächshaus produziert wurde, ist wegen des Transports aber deutlich schlechter als die einer Freiland-Tomate aus Brandenburg.

Eine Stichprobe zusatzfreier Tomatenprodukte eines großen deutschen Supermarkts zeigt, wie groß die Unterschiede in nur einem Supermarktregal sein können – und wie wenig sich das im Preis widerspiegelt.

Klima-Stichprobe: Tomaten aus einem Supermarkt
Sie können die Grafik nach CO₂ pro Kilo Tomaten und nach Preis sortieren. Der CO₂-Wert berechnet Herkunftsland (Transportweg), Verarbeitung sowie Saison mit ein.
Sortiert nach
CO₂
Preis
Passierte Tomaten,
im Tetrapack Tetrapack, (Eigenmarke) Eigenmarke,
Herkunft: Italien
Preis:
1,10 € pro Kilo
CO₂:
0,58kg CO₂ pro Kilo
Passierte Tomaten,
in der Glasflasche Glasflasche,
Herkunft: Italien
Preis:
3,13 €
CO₂:
0,58kg CO₂
Passierte Tomaten,
im Tetrapack Tetrapack,
Herkunft: Italien
Preis:
3,23 €
CO₂:
0,58kg CO₂
Gehackte Tomaten,
aus der Dose Dose,
Herkunft: Italien
Preis:
3,23 €
CO₂:
0,69kg CO₂
Gehackte Tomaten,
aus der Dose Dose, (Eigenmarke) Eigenmarke,
Herkunft: Italien
Preis:
1,38 €
CO₂:
0,69kg CO₂
Cherrytomaten,
frisch frisch,
Herkunft: Niederlande
Preis:
9,97 €
CO₂:
1,82kg CO₂
Rispentomaten,
frisch frisch,
Herkunft: Spanien
Preis:
7,48 €
CO₂:
1,90kg CO₂
Rispentomaten,
frisch frisch,
Herkunft: Belgien
Preis:
2,79 €
CO₂:
2,60kg CO₂
mehr anzeigen
Gezeigt wird eine Stichprobe aus zusatzfreien Tomatenprodukten eines großen deutschen Supermarkts. Es ist möglich, dass die Werte im Einzelfall abweichen: Verschiedene Faktoren, zum Beispiel Düngung und Lagerung, können einen Unterschied machen. Die Verpackung geht nicht in die Berechnung ein, nur ihr Inhalt.
Daten: Eaternity, eigene Recherche

Zwar sind viele der Tomaten, die wenig kosten, auch emissionsarm. Trotzdem spiegeln sich hohe Emissionen nicht immer im Preis wider. Die Rispentomaten aus Belgien verursachen in der Stichprobe am meisten CO2, sind aber die drittgünstigsten.

Besser sind in diesem Beispiel den Eaternity-Daten zufolge hingegen Dosentomaten. Sie sind nicht günstig (und im Winter oft schmackhafter als frische Tomaten), sondern verursachen vergleichsweise wenige Emissionen – wobei die Verpackung da noch nicht berücksichtigt ist.

Die Saison macht’s – regelt’s der Markt?

Wer Emissionen sparen will, könnte also im Winter Dosentomaten kaufen. Im Sommer ist das nicht unbedingt nötig. Denn bekannterweise hat gerade die Jahreszeit viel mit Emissionen zu tun. Im Winter emittieren klassische Sommergemüse ein Vielfaches dessen, was sie im Sommer an CO₂ ausstoßen. Die folgende Grafik zeigt, wie die Emissionen je nach Jahreszeit steigen. Und wie die Preise steigen – meist nicht im gleichen Verhältnis zum Anstieg der Emissionen.

Emissionen und Preise von Sommergemüsen im Jahresverlauf
Die Linien zeigen die Emissionen (kg CO₂) im Jahresverlauf. Sie können zwischen Preisen (Euro) und "Preis pro Kilo CO₂" im Jahresverlauf umschalten.
CO₂
Preis
Preis pro Kilo CO₂
Eisbergsalat
Stück
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
1,67kg
0,71kg
Gurken
Stück
1,11kg
0,39kg
Zucchini
1 kg
2,72kg
0,82kg
Tomaten
1 kg
1,95kg
0,77kg
Paprika
1 kg
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
2,70kg
1,72kg
Die monatlichen Preise sind Mittelwerte aus den Jahren 2018 bis 2021. Damit versuchen wir, Schwankungen auszugleichen, die z. B. auf besonders schlechte Ernten in einem Jahr zurückzuführen sind.
Daten: AMI, Eaternity, BVL

Zwar werden die gezeigten Gemüsesorten im Winter teurer. Verrechnet man Preis und Emissionen miteinander – zu „Preis pro Kilo CO₂“ –, zeigt sich: der Preis pro Kilo CO₂ ist nicht unbedingt dann am niedrigsten, wenn das Gemüse Saison hat und wenig CO₂ emittiert. Im Verhältnis zu ihren Emissionen sind die Gemüse im Winter sogar günstiger als im Sommer. Andere Mechanismen des Marktes gleichen die Herstellung oder Beschaffung offenbar aus. Die Ernährungsökonomin Ann-Cathrin Beermann führt das auch auf niedrigere Löhne in den Ländern zurück, aus denen wir Tomaten importieren.

„Der Preisunterschied liegt in erster Linie bei den Lohnkosten“, sagt sie in der Tagesspiegel-Videoserie „Papaya und Pommes“ (ganze Folge hier). In Spanien, wo ein Drittel der nach Deutschland importieren Lebensmittel herkommen, liegt der Mindestlohn bei 5,76 Euro, in Deutschland seit 1. Januar 2022 bei 9,82 Euro. Da überrascht es nicht, dass manche spanische Tomaten günstiger sind als deutsche. Das zeigt, dass klimagerechtes Essen nicht allein eine ökologische, sondern auch eine soziale Frage ist.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version waren in der Supermarkt-Stichprobe auch Bio-Tomaten enthalten. Jedoch erlauben die Daten von Eaternity keine so genaue Aufschlüsselung nach biologischer und konventioneller Produktion. Deshalb haben wir die Bio-Beispiele aus Grafik und Text entfernt.

Papaya & Pommes: Das Projekt

Die Serie Papaya & Pommes beschäftigt sich mit den Klimafolgen unserer Ernährung und internationaler Gastronomie in Berrlin.

In einer Videoserie begleiten wir dabei die Gastronomin Daeng Khamlao auf einer Suche. Sie befindet sich in einem inneren Konflikt. Für die gebürtige Thailänderin ist asiatisches Essen ein Stück ihrer Identität. Dabei sind die Zutaten oft von weither importiert und nicht immer klimafreundlich oder nachhaltig. Wie kann Daeng klimafreundlich kochen, ohne dabei auf die Gerichte aus ihrer Heimat zu verzichten?

In der Videoserie, die der Tagesspiegel mit der Berliner Produktionsfirma Schuldenberg Films entwickelt hat, begibt sie sich auf die Suche nach einer Lösung für ihr Dilemma. Daeng, die das Restaurant The Panda Noodle in Kreuzberg betreibt, besucht in fünf Folgen verschiedene internationale Restaurants und Essensprofis in Berlin und lässt sich ihre Küchen zeigen. Dabei versucht sie, herauszufinden: Wie klimaschädlich ist welche Art zu Kochen wirklich? Kann man weit gereiste Zutaten für thailändische, afrikanische oder indische Gerichte durch regionale Zutaten ersetzen? Oder ist das vielleicht gar nicht nötig? Sie findet dabei ungewöhnliche Gerichte – und vielleicht auch ein bisschen etwas von Berlins Küchen der Zukunft.

In der ersten Folge trifft Daeng die Ernährungsökonomin Ann-Cathrin Beermann und zeigt ihre eigene Küche. Ihr könnt die Serie direkt hier oder auf Youtube ansehen. In Folge zwei besucht sie besondere indische Restaurants. Und in der dritten Folge geht es um vegane Küche mit der Autorin Sophia Hoffmann. Alle Folgen Papaya und Pommes gibt es hier.

Die Autorinnen und Autoren

Nina Breher
Text & Recherche
David Meidinger
Webentwicklung, Datenvisualisierung & Recherche
Helena Wittlich
Produktion
Veröffentlicht am 14. Februar 2022.
Zuletzt aktualisiert am 17. Februar 2022.
javascript:console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })