Die Moskauer müssen sich auf neue Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie einstellen. Die Zahl der Neuinfektionen schieße „sehr gefährlich“ in die Höhe, es könnten bald 3000 positiv Getestete pro Tag sein, sagte Bürgermeister Sergej Sobjanin am Donnerstag. Er ordnete an, die Betriebe müssten organisieren, dass ab Montag jeder dritte Beschäftigte zu Hause bleibt. In den öffentlichen Verkehrsmitteln der russischen Hauptstadt seien zu viele Menschen unterwegs, lautet die Begründung.
Sobjanin griff bereits im Frühjahr zu harten Beschränkungen, als die Staatsführung noch den Eindruck zu erwecken versuchte, Russland käme weit besser durch die Pandemie als andere Länder. Jetzt fehlt in seinen Auftritten auffällig der Hinweis auf den umstrittenen Impfstoff „Sputnik V“. Der ist zwar bereits zugelassen worden, erste Ergebnisse der klinischen Tests mit Tausenden Probanden sollen jedoch erst Ende Oktober vorliegen, wurde jetzt bekannt.
Die Zahl der Todesfälle geht in Russland unterdessen weiter nach oben. Seit Mai zeigen sich kaum Veränderungen an dieser Entwicklung Im internationalen Vergleich mit anderen Großmächten zeigt sich, dass Russland im Vergleich zu China oder Deutschland das Virus weniger gut in den Griff zu bekommen scheint. In den USA liegen die Todeszahlen jedoch deutlich höher. Ärzte sprechen von geschönten russischen Todeszahlen, da mitunter einer andere Todesursache eingetragen werde.
In Russland werden schon seit mehreren Tagen wieder mehr als 8000 Neuinfizierte pro Tag registriert. Die höchsten Werte seit Juni. Von den 130000 Krankenhausbetten, die für Covid-19 vorgesehen sind, seien derzeit 116000 belegt, teilte das Gesundheitsministerium mit. Präsident Wladimir Putin rief die Behörden des Landes auf, den Bürgern „nicht belastende, aber notwendige“ Maßnahmen nahezubringen. Der Höhepunkt der gegenwärtigen Welle sei längst nicht erreicht, meinen Experten.
Putin selbst befindet sich praktisch seit Monaten in Quarantäne. Russische Medien zeigten Bilder einer aufwändigen Desinfektionsschleuse, durch die Besucher angeblich in die Räume des Staatsoberhauptes gelangen. Jetzt berichteten Reporter der Plattform „Projekt“, jeder, der Putin unbedingt persönlich treffen wolle, müsse durch eine zweiwöchige Quarantäne. Selbst Gazprom-Chef Alexej Miller habe diese Prozedur hinter sich. In der Nähe der Residenzen des Präsidenten seien Abteilungen in Sanatorien für diese Quarantäne geräumt worden. Kreml- Sprecher Dmitri Peskow bestätigte den Bericht teilweise: „Mancher muss durch eine zweiwöchige Quarantäne, mancher für einige Tage und manchmal geht es auch ohne“, zitiert ihn das Nachrichtenportal „Meduza“.