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Die interessantesten Gemüsekisten in Berlin

Mit dem Kohl aus der Kiste lässt sich das Klima schützen.
Wir haben eine Auswahl an Gemüsekisten-Anbieter zusammengestellt.
Mit dem Kohl aus der Kiste lässt sich das Klima schützen. Wir haben eine Auswahl an Gemüsekisten-Anbieter zusammengestellt.

Nicht der Kohl, die Möhren sind das Problem – zumindest bei einem der Gemüsekisten-Anbieter in Berlin. Dort hat man kürzlich die Menge der Möhren reduziert, nachdem es erste Beschwerden gab – zu viele Möhren in der Kiste. Dabei ist das Wurzelgemüse gut für’s Klima. Nur 180 Gramm CO2 pro Kilogramm Möhren verursacht das Gemüse. Das liegt auch daran, dass sie im Winter gut gelagert werden kann – und weder importiert noch in beheizten Gewächshäusern angebaut werden muss.

Wer regional und saisonal einkauft, spart CO2-Emissionen, die bei Anbau und Transport der Lebensmittel entstehen. Wer sich dabei für eine Gemüsekiste entscheidet, spart sich komplizierte Recherchen, ob das Obst und Gemüse gerade Saison hat und woher es stammt. In und um Berlin gibt es ganz verschiedene Modelle. Wir haben eine Auswahl für Sie zusammengestellt.

Wie setzt sich die Klimabilanz von Lebensmitteln zusammen? Die genaue Methode erläutern wir in diesem Artikel:

Kisten aus solidarischer Landwirtschaft

Auch auf dem Biohof Ackerpulco, 80 Kilometer östlich von Berlin, setzt man auf solidarische Landwirtschaft mit rein pflanzlichem Dünger. Man erwirbt einen Anteil für ein Jahr und bekommt dafür bio-zertifiziertes Gemüse, einmal pro Woche. Die Kisten können dann in Berlin an zentralen Punkten abgeholt werden. Wer sich für einen Anteil interessiert, meldet sich über die Homepage. Das Besondere bei Ackerpulco: Ihre Erntezeit geht von Ende April bis Ende Oktober. In den restlichen Monaten gibt es keine Lieferung. Mehr saisonal geht nicht.

ackerpulco-farm.de

Das Besondere an den Kisten von Plantage ist: Sie sind bio-vegan produziert. Das bedeutet konkret, dass kein tierischer Dünger in die Böden kommt, aus denen die Solidarische Genossenschaft ihr Gemüse zieht. Wer wöchentlich eine Kiste erhalten will, muss erstmal eine Testphase von sechs Wochen absolvieren, dann Genoss:in werden und einen Jahresvertrag abschließen (Monatsbeitrag 79 Euro, Genossenschaftsanteil 150 Euro).

Zur Box bekommt man einen Gemüsebrief mit Rezepten und Tipps zur Lagerung. Wer will, kann sich engagieren, ist aber keine Pflicht. Das Gemüse stammt von den eignen Feldern, Obst im Winter auch aus Südeuropa. Sonst noch im Plantage-Shop erhältlich: Apfelsaft aus Brandenburg, Olivenöl und Orangen aus Griechenland.

plantage.farm

Ein Zusammenschluss von fünf ökologisch wirtschaftenden Betrieben. Im Sommer kommen die Kisten im Wochenrhythmus, im Winter nur alle zwei Wochen. Das Abo kostet 93 Euro pro Monat pro Haushalt, inklusive sechs Flaschen Saft. Hier wird nichts zuge- kauft oder importiert. Im Winter gibt es Lagergemüse wie Kartoffeln, Bete, Möhren, Kürbis und viele Kohlsorten. Die Betriebe verpflichten sich zum nachhaltigen Anbau, die Mitglieder auch selbst mit anzupacken bei der Ernte und beim Vertrieb, denn die „Sterngartenodysee“ ist eine solidarische Landwirtschaft.

sterngartenodyssee.de

Wie viel CO₂ verbraucht das Lieblingsgericht? Hier geht es zu unserem neuen CO₂-Rechner:

Lokal statt regional: Die meisten Felder der „Speisegut Solidarischen Landwirtschaft“ liegen innerhalb der Berliner Stadtgrenzen, in Gatow genau genommen. Hier werden 40 samenfeste Sorten angebaut, die rund ums Jahr frische Ernte garantieren. Nach einem Probemonat kann ein Jahresvertrag abgeschlossen werden. Für 49 Euro (1 Person) oder 85 Euro (2 Personen) pro Monat gibt es jede Woche eine Kiste, die man an einer der 23 Stationen in und um Berlin abholen kann. In Wedding, Kreuzberg, Tempelhof und Prenzlauer Berg muss sich man derzeit auf die Warteliste setzen lassen – oder selbst eine Abhohlstation eröffnen. Teilnehmer müssen drei Mal im Jahr selbst auf den Acker und mitarbeiten.

speisegut.com

Food Waste vermeiden

Zugegeben, das Gemüse dieser Kiste stammt nicht unbedingt aus der Region. Bei Etepetete bekommt man Bio-Obst und -gemüse, das nicht der vorgeschrieben Norm entspricht und sonst im Müll gelandet wäre. Die Boxen gibt es in verschiedenen Größen, außerdem im Angebot: die Retter-Snack-Box, die bei Bestellung wie alle anderen Boxen CO2-neutral geliefert werden.

etepetete-bio.de

Ein ganz ähnliches Konzept hat auch das Berliner Unternehmen Querfeld. Auch hier landet krummes Obst und Gemüse nicht im Müll, sondern in Papiertüten. Die können dann nach Bestellung regelmäßig in den sogegannten Feldbotschaften abgeholt werden, die in der ganzen Stadt verteilt sind. Findet sich in der Nähe keine, kann man eine eigene eröffnen. Die Gemüsetüten werden außerdem bei “Too good to go” angeboten, eine Plattform, die täglich Lebensmittel anbietet, die in Läden in der Nachbarschaft übrig bleiben.

querfeld.bio

Papiertüte statt Kiste. Foto: Querfeld

Flexible Kiste

Zu viel Aufwand? Ohne Buddeln im Acker und mit Lieferservice bis vor die Wohnungstür kann man beim Ökodorf Brodowin in der Schorfheide bestellen. In den Berliner Innenstadtbezirken wird sogar mit Elektrofahrrädern geliefert. Bei den Kisten kann man wählen zwischen Obst- und Gemüsekiste, Single-, Regional-, Homeoffice und praktischen Rezepteboxen. Egal ob Pellkartoffeln mit Kräuterquark oder Rote-Bete-Risotto: Alle Zutaten plus Rezept kommen in einer Kiste. Wenn in Brandenburg die Temperaturen fallen, kauft der Demeter- betrieb zu, erst aus Süddeutschland, dann aus Südeuropa, Südamerika und Nordafrika, allerdings garantiert keine Flugware. Kein Abo nötig.

brodowin.de

Die Märkische Kiste bezieht ihre Waren von einem Netzwerk an Biohöfen in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Kisten kann man im Abo bestellen etwa mit Gemüse, Obst, Käse und fürs Büro. Oder auch individuell anpassen. Im Shop gibt’s außerdem Brot, Käse, Wurst und viele Dinge des täglichen Bedarfs. Ab 20 Euro Mindestbestellwert wird geliefert.

maerkischekiste.de

Der Artikel ist Teil von Papaya & Pommes, unserer Serie zu Essen und Klima. Hier finden Sie die aktuellen Folgen:

„Wenn wir auf dem Feld sind, bitte auf Band sprechen“, steht neben der Telefonnummer von Gemüsebau Erdreich. Aus dem Feld ziehen sie 30 bis 40 Gemüsesorten, darunter auch alte Sorten wie Bamberger Hörnchen. Dazu kann man Produkte der Ökologischen Höfegemeinschaft Gut Ogrosen bestellen, etwa Milch, Käse, Eier, Brot und Wurst.

ogrosenerlandkiste.de

In Rohrlach bei Neuruppin heißt die Gemüsekiste “Landkorb”. Man bekommt ihn in klein, mittel und groß, mit Obst, nur Obst. Je nachdem setzt sich der Preis zusammen. Für die Nicht-Veganer:innen gibt es auch Käse- und Wurstkörbe im Angebot mit Produkten aus biologischer Landwirtschaft. 75 Bio-Erzeuger liefern 850 Artikel aus der Region, der Rest aus dem Bio-Großmarkt. Wer das Angebot erst einmal testen will, kann die Körbe auch einmalig bestellen.

landkorb-shop.de

Papaya & Pommes: Das Projekt

Die Serie Papaya & Pommes beschäftigt sich mit den Klimafolgen unserer Ernährung und internationaler Gastronomie.

In einer Videoserie begleiten wir dabei die Gastronomin Daeng Khamlao auf einer Suche. Sie befindet sich in einem inneren Konflikt. Für die gebürtige Thailänderin ist asiatisches Essen ein Stück ihrer Identität. Dabei sind die Zutaten oft von weither importiert und nicht immer klimafreundlich oder nachhaltig. Wie kann Daeng klimafreundlich kochen, ohne dabei auf die Gerichte aus ihrer Heimat zu verzichten?

In der Videoserie, die der Tagesspiegel mit der Berliner Produktionsfirma Schuldenberg Films entwickelt hat, begibt sie sich auf die Suche nach einer Lösung für ihr Dilemma. Daeng, die das Restaurant The Panda Noodle in Kreuzberg betreibt, besucht in fünf Folgen verschiedene internationale Restaurants und Essensprofis in Berlin und lässt sich ihre Küchen zeigen. Dabei versucht sie, herauszufinden: Wie klimaschädlich ist welche Art zu Kochen wirklich? Kann man weit gereiste Zutaten für thailändische, afrikanische oder indische Gerichte durch regionale Zutaten ersetzen? Oder ist das vielleicht gar nicht nötig? Sie findet dabei ungewöhnliche Gerichte – und vielleicht auch ein bisschen etwas von Berlins Küchen der Zukunft.

In der ersten Folge trifft Daeng die Ernährungsökonomin Ann-Cathrin Beermann und zeigt ihre eigene Küche. Ihr könnt die Serie direkt hier oder auf Youtube ansehen.

Die Autorinnen und Autoren

Manuel Kostrzynski
Artdirektion
Hendrik Lehmann
Text & Recherche
David Meidinger
Webentwicklung
Helena Wittlich
Recherche, Text
Veröffentlicht am 24. Januar 2022.
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