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Rettet veganes Essen
wirklich das Klima?

Mit dem Januar enden bei vielen auch die guten Vorsätze, keine tierischen Produkte mehr zu essen. Januar war offiziell der „Veganuary“. Wie viel bringt so ein Monat für’s Klima?
Mit dem Januar enden bei vielen auch die guten Vorsätze, keine tierischen Produkte mehr zu essen. Januar war offiziell der „Veganuary“. Wie viel bringt so ein Monat für’s Klima?

Eine Brezel, ein schwarzer Kaffee – „Probier’s vegan. Diesen Monat.“ steht darüber. Mit diesem Plakat wirbt eine deutsche Fast-Food-Kette, die bekannt für ihre Brezeln ist, für den „Veganuary“. Einen Monat vegan leben, das war die Idee hinter der Kampagne, deren Namen sich aus dem englischen Wort für Januar und vegan zusammensetzt. Ziel ist es, sich als guten Vorsatz im neuen Jahr einen Monat lang ohne tierische Produkte zu ernähren. Das sollte dem Klima helfen und mehr Menschen den veganen Lebensstil schmackhaft machen. Was hat es gebracht?

Vegane Ernährung liegt im Trend. Es verzichten immer mehr Menschen auf Fleisch. Alternativen zu tierischen Produkten wie Käse aus Cashewnüssen oder Würstchen aus Tofu sind mittlerweile in allen Supermärkten zu finden. Der Fleischwarenkonzern Rügenwalder Mühle gab unlängst bekannt, dass er inzwischen mehr Umsatz mit Ersatzprodukten macht als mit Wurst. Der Kampagne “Veganuary Deutschland” folgen auf Instagram knapp 70.000 Menschen. Beim englischen Account sind es 444.000 Follower.

Veganismus als Klimaretter?

Neben dem Tierwohl ist ein Hauptargument für vegane Ernährung: Damit lässt sich das Klima retten. 34 Prozent aller CO2-Emissionen weltweit sind auf unsere Ernährung zurückzuführen. Würden eine Million Menschen einen Monat lang auf tierische Produkte verzichten, so Veganuary, würden 103.840 Tonnen CO2-Equivalente eingespart. Das entspricht 15.000 Runden mit dem Auto um die Erde. Pro Person wären das circa 100 kg CO2 pro Monat – etwa so viel wie eine Autofahrt von Berlin nach München.

Daten des Umweltbundesamts zeigen: Würden wir uns ausschließlich vegan ernähren, so ließen sich pro Jahr und Person eine Tonne CO2 im Vergleich zu einer fleischlastigen Ernährung einsparen – zumindest in Deutschland. Der CO2-Fußabdruck bei fleischbetonter Ernährung ist doppelt so hoch.

Die Klimabilanz von veganem und fleischlastigem Essen im Vergleich

Im Vergleich zu fleischlastigem Essen sind es nach dieser Berechnung also 83 kg CO2 pro Monat, die Veganer:innen einsparen. Diese Zahl liegt also leicht niedriger als die von Veganuary, aber es bleibt eine hohe CO2-Ersparnis. Für die gleiche Menge CO2 käme man hier von Berlin mit dem Auto aber nur noch bis nach Nürnberg.

Was die Grafik auch zeigt: Der deutsche Durchschnitt liegt mit einem Wert von 1,69 Tonnen CO2 pro Jahr nur rund 0,3 Tonnen niedriger als die Klimabilanz bei fleischbetonter Kost. Die meisten Deutschen essen also weiterhin eher fleischbetont als vegetarisch.

Fleisch oder Auto?

Auch wenn nach einer Umfrage des Hafermilchherstellers Oatly mehr als die Hälfte der Befragten einen Schwerpunkt auf eine Omnivore, also eine allesessende Ernährung legt, bezeichnen sich knapp 30 Prozent der Befragten als Flexitarier. Das sind flexible Vegetarier, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung sie beschreibt, also Menschen, die häufig auf Fleisch verzichten, aber ab und zu Ausnahmen machen.

Immerhin: Mehr als 50 Prozent der Teilnehmenden der Oatly-Umfrage essen heute im Vergleich zum Vorjahr mehr vegetarisch oder vegan. Die Umfragen des Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung bestätigen das. Dort hat sich die Zahl der Veganer:innen (zwei Prozent) und Vegetarier:innen (zehn Prozent) im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

CO2 lässt sich auf jeden Fall auch mit vegetarischer Ernährung einsparen. Zwar sind Milchprodukte wie Käse sogar klimaschädlicher als manche Fleischsorten, aber immer noch besser als ein Rindersteak. Sollte man ab und zu auf beides nicht verzichten können – einfach auf eine Flugreise verzichten und das Auto öfter stehen lassen.

Denn der Vergleich mit anderen Lebensbereichen zeigt, dass Ernährung alleine nicht das Klima retten wird. Der durchschnittliche Fußabdruck der Deutschen durch Mobilität, also Autofahrten, Reisen und Flüge, beträgt nämlich 2,2 Tonnen CO2, also das 1,3-Fache dessen für Ernährung. Und von Berlin nach München kommt man super mit dem Zug. Das verbraucht sechsmal weniger CO2 als eine Autofahrt. Die Erde wird es danken.

Papaya & Pommes: Das Projekt

Die Serie Papaya & Pommes beschäftigt sich mit den Klimafolgen unserer Ernährung und internationaler Gastronomie.

In einer Videoserie begleiten wir dabei die Gastronomin Daeng Khamlao auf einer Suche. Sie befindet sich in einem inneren Konflikt. Für die gebürtige Thailänderin ist asiatisches Essen ein Stück ihrer Identität. Dabei sind die Zutaten oft von weither importiert und nicht immer klimafreundlich oder nachhaltig. Wie kann Daeng klimafreundlich kochen, ohne dabei auf die Gerichte aus ihrer Heimat zu verzichten?

In der Videoserie, die der Tagesspiegel mit der Berliner Produktionsfirma Schuldenberg Films entwickelt hat, begibt sie sich auf die Suche nach einer Lösung für ihr Dilemma. Daeng, die das Restaurant The Panda Noodle in Kreuzberg betreibt, besucht in fünf Folgen verschiedene internationale Restaurants und Essensprofis in Berlin und lässt sich ihre Küchen zeigen. Dabei versucht sie, herauszufinden: Wie klimaschädlich ist welche Art zu Kochen wirklich? Kann man weit gereiste Zutaten für thailändische, afrikanische oder indische Gerichte durch regionale Zutaten ersetzen? Oder ist das vielleicht gar nicht nötig? Sie findet dabei ungewöhnliche Gerichte – und vielleicht auch ein bisschen etwas von Berlins Küchen der Zukunft.

In der ersten Folge trifft Daeng die Ernährungsökonomin Ann-Cathrin Beermann und zeigt ihre eigene Küche. Ihr könnt die Serie direkt hier oder auf Youtube ansehen.

Die Autorinnen und Autoren

Tamara Flemisch
Produktion
Helena Wittlich
Text & Recherche
Veröffentlicht am 31. Januar 2022.
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